Ja, schon wieder dieses Storytelling. Jedoch, Werbungen
erzählen Geschichten, oder produzieren sie zumindest in den Köpfen der
Betrachter. Schon ganz kleine Details – Nuancen im hiesigen Zusammenhang –
können Grundlagen für Geschichten sein. In dieser Ausgabe widmen wir uns dem
Hochprozentigen, dem Gin genauer gesagt.
Die Geschichte des Gin startet im 17. Jahrhundert. In Holland
wird das Getränk Genever gebrannt. Genever nennt man es, da die zweitwichtigste
Zutat, neben dem Gerstendestillat, die Wacholderbeere ist und diese im Lateinischen
Juniperus heisst – im niederländischen heisst sie Jeneverbes. Dieser Schnaps
wird in England weiterentwickelt in dem der Alkoholgehalt etwas angehoben wird,
der Name verenglischt wird und neben den Wachholderbeeren zusätzliche Gewürze
mitdestilliert werden und genau auf diesen Gewürzen baut ein seit geraumer Zeit
andauernder Gin-Trend auf. Es gibt Gin Bars, in denen nur Gin und ein passendes
Tonic dazu verkauft werden und in Standardbars werden mehrere Ginsorten
angeboten – was mittlerweile auch erwartet wird. Gin und Tonic lassen sich nun
individuell anpassen. Es wird nicht irgendein Gin-Tonic getrunken, sondern das,
was man sich selbst zusammenstellt.
Die verschiedenen Gewürze und Kräuter liefern für viele
Schnapsbrenner nun eine perfekte Verkaufsgrundlage. Schon nur die Verwendung
von einem separaten Kräutergewächs bietet Geschichte und Stoff für eine Neue
Ginmarke. Beispiele dafür gibt es einige. Beim Elixier Gin aus Deutschland gibt
Waldmeister eine markante Geschmacksnote ab, beim Gin Mare aus Spanien haben es
vor allem Mediterrane Kräuter wie Basilikum und Rosmarin in die Rezeptur
geschafft. Diese Kräuter erzählen eine Geschichte: «Wo kommt der Gin her?»
Wachholder ist ein Aroma, welches vor allem in Deutschland Anklang findet (Waldmeister
Sirup, Waldmeister-Brause…) und auch da wächst. So auch die Mediterranen
Kräuter im Gin Mare. Die Gewürze sind die Grundlage der Mediterranen Küche.
Auf dieser Grundlage lässt sich nun aufbauen. Das Konzept
optimierte die Brennerei Black Forest Distillers bis in die Perfektion – der Mokey
47. Die Rezeptur des Gins soll ursprünglich von einem Commander der Royal
Airforce stammen, welcher sich nach dem zweiten Weltkrieg im Schwarzwald niedergelassen
hat und dort den Landgasthof «Zum wilden Affen» eröffnete. Im Angebot eine
eigene Gin-Variation. Das Rezept sei nun Jahrzehnte später in einer Kiste
wiedergefunden worden sein. Darauf baut nun der Monkey 47 auf. Zutaten sind
insgesamt 47 Kräuter, ob das der gewöhnliche Konsument herausriecht ist
fraglich, die Marketingaktion ist jedenfalls gelungen. Der «Schwarzwald dry Gin»,
der seit 2008 produziert wird, ist heute in der ganzen Welt erhältlich. Neben
der Story und der Rezeptur ist die spezielle Flasche ein absoluter Hingucker. Sie
ähnelt stark den alten Apothekerflaschen aus dem vorletzten Jahrhundert und die
Etikette ist in Form einer Briefmarke gestaltet. Kostenpunkt des Gins 55 Franken
im Schnitt. Dass dabei nur 50cl statt der Branchenüblichen 70cl drin sind,
stört dabei wenig. Soviel ist uns die schöne Geschichte allemal wert, wenn wir
dafür etwas trinken, dass nicht gleich jeder trinkt.
Hier das Video zur Geschichte
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